Es war so still, dass Bilke Sand das Blut in ihren Ohren rauschen hören konnte. Oder war es vielleicht doch das kaum wahrnehmbare Fließen des Wassers? Nur wenige Zentimeter vor ihr zog ein Tausendfüßler seine Bahn. Die wellenförmigen Bewegungen der vielen kleinen Beinchen machten ein Geräusch, das sich unmerklich mit dem allgegenwärtigen Atem der Welt vermischte und darin aufging. Ein langes Wolkenband quälte sich über den Nachthimmel und gab Stück für Stück den Vollmond frei. Es wirkte beinahe so, als würde jemand mit unsichtbarer Hand einen Vorhang öffnen. Der Strom floss ölig und schwarz dahin. Bilke spähte angestrengt, suchte die Fenster des am Ufer stehenden Hauses nach Bewegungen ab. Nichts zu sehen. An der gegenüberliegenden Rheinseite stachen hin und wieder die Lichtfinger fahrender Autos durch die Dunkelheit, so weit entfernt, dass das Motorengeräusch kaum vom Krabbeln des Tausendfüßlers zu unterscheiden war. Das Tier war mittlerweile irgendwo im Gras verschwunden.
Dann – endlich – doch etwas. Eine heisere Frauenstimme, die fast schrill die Nacht durchschnitt. Es folgte das dröhnende Lachen einer tiefen Männerstimme, störend und nervig.
„Verdammt, was ist das?“ zischte Bilke tonlos. „Wir haben doch den Abschnitt abgeriegelt!“
„Beruhige dich, Bilke“, flüsterte der neben ihr liegende Mann, ohne das Nachtsichtgerät abzusetzen. „Was ist los mit dir? Das sind zwei Kollegen des Sondereinsatzkommandos. Du hast das selbst vorgeschlagen, damit der Nomade keinen Verdacht schöpft.“
Bilke Sand biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. Natürlich. Dreißig Stunden ohne Schlaf in rastloser Jagd nach diesem Schwein hatte sie zwar in diese aussichtsreiche Zugriffssituation, aber dafür auch an den Rand der Erschöpfung gebracht. Sie schloss für einen Moment die brennenden Augen. Natürlich wusste sie, dass es geplant war, das Haus zu stürmen, exakt zwei Minuten nachdem das angebliche Paar vorübergegangen sein würde. Wie hatte sie das vergessen können?
Kriminalhauptkommissar Sebastian Kirsch unterbrach nun doch kurz die Beobachtung und sah sie an. Bilke konnte trotz der Dunkelheit in seinem Gesicht lesen. Da war keine Spur von Ärger eines Vorgesetzen über ihre Fehlleistung. Nur echte Besorgnis. Sie spürte eine kleine Insel der Wärme in der Nacht.
„Alles in Ordnung mit dir?“
„Ja, alles klar“, antwortete Bilke fast unhörbar leise. Nach zwei heftigen Herzschlägen fügte sie noch ein „Danke“ hinzu. Vor dem alleinstehenden Haus am Rheinufer taten die beiden Kollegen so, als seien sie etwas aufgekratzt und albern. Sie passierten den Hauseingang, machten nicht den Fehler, dann zu verstummen, sondern redeten weiter belangloses Zeug, während sie sich langsam vom Haus entfernten. Eine Fledermaus schwirrte über die Köpfe der beiden hinweg. Bilke vernahm leise, aber deutlich die in hoher Frequenz und schneller Folge ausgestoßenen Orientierungsrufe des Tiers. Es war auf der Jagd nach Insekten, die von den Menschen angezogen wurden. Das angebliche Pärchen ließ ein lautes Lachen hören, dann rief die Kollegin wie übermütig aus:
„Du bist mir vielleicht einer!“
Das war das verabredete Codewort für den Countdown.
„Also gut“, flüsterte Sebastian und startete den Timer seiner Armbanduhr. Bilke rückte noch einmal ihr Headset zurecht und aktivierte ihr Mikrofon für den Einsatzkanal, für den bis zu diesem Zeitpunkt Funkstille vereinbart worden war – so lange alles nach Plan lief.
„Zeit läuft. Einhundertzwanzig bis Zugriff.“
Sie lauschte den knappen Meldungen, die allesamt Bereitschaft signalisierten. Die Scharfschützen in Beobachtungsposition, das Team, das sich für das Eindringen in Fenster und Hauseingang bereithielt, ebenso das Rheinstreifenboot der Wasserschutzpolizei und der Hubschrauber, der weit entfernt darauf wartete, sich nähern zu können, sobald der Sturm auf das Haus begonnen haben würde.
Jetzt stand der Vollmond völlig frei am Himmel und tauchte alles in ein unwirklich helles Licht. Leise fluchend regelte Sebastian die Empfindlichkeit seines Nachtsichtgerätes. Bilke presste nochmals mit aller Kraft die Lider herunter, um das Augenbrennen und das Gefühl der Müdigkeit in den Griff zu bekommen. Ihre Muskulatur spannte sich bis zur Schmerzgrenze an. Ein Teil von ihr wünschte sich, zu denjenigen zu gehören, die sich jetzt langsam und lautlos dem Ziel näherten, um an vorderster Front so schnell als möglich in Aktion treten zu können. Wenn sie sich aber in diese Kollegen hineinversetzte, packte eine eiskalte Hand in ihren Magen, und sie war dankbar, erst mit der zweiten Welle in das Haus einzudringen, in dem sie dieses Monster wusste. Den Mann, dem sie seit über einem Jahr auf der Spur war, den man in der Mordkommission den Nomaden nannte, und der mehr Leichen hinterlassen hatte als jemals ein Mörder zuvor in ihrer Laufbahn. Sie konnte seine Präsenz spüren, so intensiv, dass sie fürchtete, er könnte sie ebenfalls wahrnehmen. Noch ein Grund, warum es gut war, hinter den erfahrenen Spezialisten des SEK zu bleiben. Die Nachtluft roch nach – nach irgend etwas, was sie nicht identifizieren konnte. Vielleicht war es das Flusswasser, vielleicht auch ihr eigener Schweiß, aber sie hätte schwören können, den Geruch von Blut in der Nase zu haben.
„Dreißig bis Zugriff“, hörte sie die Teamleaderin an der Hauswand flüstern, die jetzt das Kommando hatte. Noch einmal kontrollierte Bilke die Fenster, ob dort jemand herausschauen würde. Keine Bewegung. Die dunklen Gestalten schoben sich lautlos voran, jede Deckung ausnutzend. Bezogen Stellung an der Eingangstür. An den Fenstern. „Zehn.“
Bilkes rechte Hand tastete nach der Pistole. Die Walther PPQ war da, wo sie sein sollte. Natürlich, dessen war sie sich ohnehin bewusst, aber der kontrollierende Griff gab ihr einen Anflug von zusätzlicher Sicherheit.
„Drei – zwei – eins – Zugriff!“
Das Bersten der Fensterscheiben zerschnitt die Nacht, nur einen Sekundenbruchteil später flammten Scheinwerfer vom Wasser her auf. „Los!“, schrie Bilke völlig unnötig und sprang auf. Sebastian kam ebenfalls hoch und berührte sie flüchtig am Arm, bevor sie beide losrannten. Sie war schnell, ließ Sebastian hinter sich, hörte Schreie im Haus, Kommandos, aber keine Schüsse. Bilke spurtete über die Straße, dorthin, wo die Türe aufgebrochen worden war. Ein Kollege hatte dort mit dem Gewehr im Anschlag Position bezogen. Der Eingang war gesichert. Als Bilke in den Flur eingedrungen war, stoppte sie, um sich zu orientieren. Obwohl ihre Nerven aufs Äußerste gespannt waren und sie versuchte, jedes Detail der Wohnung in sich aufzunehmen, vernahm sie aus der Ferne das Blubbern des Helikopters, das merklich anschwoll. Durch ein flussseitiges Fenster drang das grelle Licht der Scheinwerfer, mit denen man vom Boot aus das Haus beleuchtete. Einen Moment war Bilke geblendet. Erschrocken erhob sie eine Hand vors Gesicht und richtete ihren Blick zu Boden.
„Küche gesichert“, hörte sie einen Ruf von links. „Bad gesichert!“ kam die zweite Meldung. Eine Frau kam ihr entgegen, sie erkannte die Einsatzleiterin des SEK. „Wohnzimmer gesichert! Erdgeschoss klar. Wir gehen hoch!“
Bilke sah eine Treppe, die ins Obergeschoss führte. Sie erschrak nochmals. Irgendwie hatte sie gedacht, das dort schon längst jemand unterwegs wäre. Jetzt realisierte sie erst, dass sie viel früher losgerannt war, als Sebastian das vorher empfohlen hatte. Jetzt stand er neben ihr und legte eine Hand auf ihre Schulter. Das bedeutete wohl, dass sie warten sollte. Doch sie agierte so schnell, wie der Gedanke in ihr aufblitzte: Wer geht runter? Wo ist die Kellertreppe? Sie rannte nach links, fand sich schon nach wenigen Schritten in der Küche wieder. Hier ging es nicht weiter, mehr war da nicht. Von der anderen Seite hörte sie die Einsatzleiterin rufen: „Hier gibt es keine Treppe nach unten! Keller negativ!“ Sie wollte zurückrennen, stieß mit Sebastian zusammen, der ihr gefolgt war. „Es gibt einen Keller, es gibt bestimmt einen Keller“, keuchte sie hektisch.
„Bilke.“ Sebastians Stimme war so ruhig, wie es in diesem Moment nur möglich war. „Wir sind direkt am Rheinufer. Die Häuser hier haben oft keinen Keller.“
„Quatsch!“, schrie Bilke beinahe panisch. Sie konnte den Raum unter ihr körperlich spüren. Einen Raum, in dem es nach Flusswasser roch, nach Moder und – nach etwas anderem. Da war diese Präsenz, sie sprang Bilke an wie ein Raubtier. Eine eiskalte Hand schien sie zu würgen. Sie schüttelte die Beklemmung ab und sah sich gehetzt um. Nebenan brachen die Scheinwerfer des Polizeibootes durchs Fenster. Die Küche hatte kein Fenster in Richtung des Flusses. Warum nicht? Von oben hörte sie die Meldung: „Obergeschoss gesichert!“
Ihr Blick folgte dem Verlauf der Wand. Hinter der Küchentür weitete sich das Wohnzimmer zum Fluss hin. Warum war die Küche in dieser Richtung verkürzt? Sie starrte die Wand an, hinter der sich etwas zu bewegen schien. Bilke konnte es weder hören noch sehen, aber da war etwas zu spüren – so deutlich, als würde es sie durch eine Scheibe angrinsen. Ohne nachzudenken, riss sie die Waffe hoch und schoss. Dreimal drückte sie ab, sie fühlte irgendwie, wie die Projektile durch die Wand drangen, sich dabei leicht verformten und dahinter in etwas Weiches, Warmes schlugen. Sie wurde immer noch nicht von bewusstem Nachdenken geleitet, als sie gegen das vermeintliche Mauerwerk sprang, das sich als dünne Abtrennung entpuppte, und sah einen Schatten, der sich sehr schnell eine steile Treppe hinunter bewegte. Sie jagte diesem Etwas noch zwei weitere Schüsse aus ihrer Walther PPQ hinterher und stolperte dann vorwärts. Im Schein des Mündungsfeuers hatte sie die Konturen der Treppenstufen erahnt. In der Hast verfehlte sie einen Tritt und kam zu Fall. Die Treppe war glücklicherweise sehr kurz, Bilke schlug gegen ein Hindernis und wurde so gestoppt, bevor sie im Sturz richtig Fahrt aufnehmen konnte.
„Hier unten, Küche!“ hörte sie Sebastians kräftige Stimme wie durch einen dichten Nebel, dann stand er auch schon neben ihr und leuchtete mit einer Taschenlampe gegen die metallbeschlagene Holztür. Dahinter war ein Geräusch zu hören, der Nomade musste da sein. Bilke raffte sich auf, packte den Griff der Tür und zog daran, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Sebastian seine Waffe im Anschlag hatte. Die Tür war verriegelt. Der Griff hatte sich nass angefühlt. Sie betrachtete ihre Hand und sah das Blut, das im Schein des bläulichen LED-Strahlers eine unwirkliche Farbe annahm. Es war nicht ihres.
„Wir müssen hier unten eine Tür aufbrechen!“, brüllte Sebastian. Bilke drückte sich zur Seite, als die Männer mit dem Gerät, das sie schon für den Hauseingang benutzt hatten, herunter kamen. In Sekunden war die alte Tür zerstört. Die Waffen, die in den winzigen Kellerraum gerichtet waren, fanden kein Ziel. Bilke trat nach den Kollegen ein und betätigte den Lichtschalter. Auf dem Boden lag ein Bündel blutiger Kleidung, ein Wasserhahn war aufgedreht, das Rinnsal floss über den Zementboden und verschwand in einem handtellergroßen vergitterten Abfluss. Zum Rhein hin gab es keinen Ausgang, lediglich ein Fenster, nicht größer als ein Bogen Briefpapier. Bilke betrachtete das Glas, das bestimmt seit Jahren nicht geputzt worden und fast undurchsichtig war. Es gab keinen Hebel, keinen Mechanismus, mit dem man dieses Fenster hätte öffnen können.
„Was zum Teufel ...“, stieß Sebastian hervor.
Bilke sah aus dem Fenster. Schemenhaft war das Boot zu erkennen. „Sand an Skipper!“ rief Bilke in ihr Mikro. „Seht ihr draußen was?“
„Negativ“, kam prompt die Antwort.
Bilke sah sich um. Die blutige Kleidung auf dem Boden, direkt neben dem Abfluss, das Wasser wusch einen Teil des Blutes aus dem Stoff und trug es mit sich fort. Sie sah drei Projektile auf dem Boden liegen. Sie wusste, diese würden sich bei der späteren Untersuchung als Geschosse aus ihrer Dienstwaffe erweisen. Bilke hörte das Trommeln der Rotoren des Hubschraubers, der jetzt direkt über dem Haus stand. Sie versuchte, sich auf das laufende Wasser zu konzentrieren, irgend etwas war damit, es zog sie magisch an, nahm sie in Gedanken mit sich fort, sie sah vor ihrem geistigen Auge ein Rohr, ließ sich mit dem blutigen Wasser darin weitertragen, bis es sich mit dem Wasser des Flusses vermischte.
„Das Wasser fließt direkt in den Rhein“, murmelte sie.
„Was meinst du?“ fragte Sebastian und bedeutete den anderen, still zu sein. Er kannte seine Partnerin und wusste, dass sie eine Spur hatte. „Wo führt dich das hin?“
„Wo führt mich das hin?“ wiederholte Bilke wie abwesend, als spreche sie nicht zu den anderen, sondern nur mit sich selbst. „Wo führt mich das hin? Wo führt ihn das hin?“ Dann schrie sie:
„Er ist im Wasser! Er taucht weg, schaut ins Wasser!“
Draußen wurde es hektisch, Sebastian sprach über Funk mit dem Boot. Bilke war wie betäubt und bekam kaum etwas mit. Ein Druck lastete auf ihren Schläfen, Übelkeit stieg in ihr hoch. Wie in einem Albtraum bekam sie mit, dass Helikopter und Boot mit Scheinwerfern und Infrarotsucher arbeiteten, dann sprangen Taucher ins Wasser. Die Männer des SEK rannten nach oben, den knappen Anweisungen ihrer Teamleiterin folgend, die an Ort und Stelle blieb und versuchte, den Überblick zu behalten. Sebastian zog Bilke hinterher. Als sie am Rheinufer angekommen waren, lag ein nackter Mann auf dem Kiesboden. Auf ihm knieten mehrere Polizisten. Als Bilke sich der Gruppe näherte, hob der Mann den Kopf und sah sie an. Er bleckte die Zähne und gab ein Geräusch von sich wie ein Tier, in dessen Fleisch sich gerade die eisernen Zähne einer Falle geschlagen hatten. Der Blick, der sich in Bilkes Hirn bohrte, verwirrte sie. Es lag keinerlei Angst darin, vielmehr etwas wild Triumphierendes. Ihre Knie gaben nach, der Druck auf ihre Schläfen wurde übermächtig. Sie spürte nicht mehr, wie Sebastian sie auffing und sicher in seinen Armen hielt.
Ein heißer Wind schleift dein Gesicht mit feinem Sand ab. Er dringt dir in alle Poren, durch die geschlossenen Lider und in den Mund, egal wie fest du die Lippen aufeinanderpresst. Du willst dich auf die Seite drehen, das Gesicht mit den Händen schützen und dich so hinlegen, wie du im Mutterleib gewesen bist: entspannt, sicher und glücklich.
Keine Chance. Deine Glieder gehorchen dir nicht. Da ist nur dieser Schmerz, der dich für jeden Versuch, dich zu bewegen, bestraft. Und was bestraft wird, muss schlecht sein, unerlaubt. Also lässt du es.
Nach einiger Zeit – du weißt nicht, ob du Stunden geschlafen hast oder ob es nur Sekunden der Bewusstlosigkeit waren – regt sich trotziger Widerstand in dir. Es muss doch möglich sein, die versandete Fresse aus dem Wind zu nehmen, verdammt noch eins! Und wieder diese Schmerzen. Doch da ist noch etwas. Eine Hand, die über deinen Körper fährt. Du willst die Augen öffnen, diese Hand sehen. Gleichzeitig erwartest du die Schläge. Eine verhüllte Gestalt, ein Tschadri, wie ihn die Frauen in Afghanistan tragen, dann eine Wasserflasche an deinen ausgedörrten Lippen. Oder ist es die bitter und rußig schmeckende Mündung eines russischen Sturmgewehrs AK47?
Er weiß, er muss wach werden, die Augen aufmachen und der Ungewissheit ein Ende setzen. Ich heiße Vincent Busch, denkt er, ich bin Stabsunteroffizier der deutschen Bundeswehr, Special Forces, Afghanistan. Ich kann meine Augen öffnen, selbst wenn ich tot bin, jederzeit und an jedem Ort. Und wenn ich dem Teufel persönlich dabei ins Gesicht blicken muss, dann soll es so sein, und wir werden sehen, wer dieses Zusammentreffen mehr bereut. Und als er seine Lider nach oben zwingt, weiß er, dass es ein verfickter Ausbilderspruch ist, der ihm die Kraft dazu gibt. Und dann wird ihm klar, dass er Angst hat. Beschissene Angst, dass er nicht mehr aus diesem Dreck herauskommt, und wenn doch, dann nur noch als Krüppel, und die Minnesota Vikings haben längst einen anderen Runningback verpflichtet. Und als Vince dann endlich wach ist, weiß er, dass er lebt, dass er zurück in Deutschland ist und es nur wieder ein böser Traum war. Und für den Bruchteil einer Sekunde will der Gedanke aufflackern, dass doch in Wirklichkeit alles gut ist, jetzt, wo er doch wach ist und es nur ein Albtraum war. Und dann ist es plötzlich ein unabänderlicher Teil dieser Wirklichkeit, dass die Vikings nicht auf ihn gewartet haben, dass er zusammengeschossen worden ist in diesem gottverfluchten Land und mehr tot als lebendig zurückgekehrt ist. Und er wundert sich, dass er nicht vor lauter Verzweiflung heult wie ein verlassenes Kind bei diesem elenden Gedanken. Und als er endlich richtig wach ist, merkt er, dass er natürlich doch heult, dass ihm der Rotz aus der Nase läuft und sein Körper geschüttelt wird von einem Weinkrampf, der nicht aufhören will, weil es keinen verdammten Grund gibt, mit dem Weinen aufzuhören.